Man lernt nie aus, sagt ja der Volksmund. Und genau so ist es auch in Garten- und Pflanzendingen. Erst in diesem Jahr haben wir herausgefunden, dass die Befruchtungsverhältnisse bei den grossfrüchtigen Schwarzen Vierbeeren (Black Gem, Black Saphir und Black Pearl) anders sind als bei der orangen Sorte Orangesse.
In den Pflanzenpopulationen, aus denen wir unsere aktuellen Vierbeeren®-Sorten selektioniert haben, konnten wir zwei unterschiedliche Pflanzentypen beobachten, die fast sicher auch auf zwei unterschiedliche lokale Ribes aureum Gruppen am Naturstandort zurückgehen. Einerseits extrem grossfrüchtige schwarze Sorten, die etwas kompakter sind und spät reifen, ca. einen Monat nach den europäischen Ribesarten (Stachelbeeren und Johannisbeeren). Der Reifezeitraum dieser grossfrüchtigen schwarzen Genotypen geht von Mitte Juli bis Mitte August.
Andererseits fanden wir aber auch Pflanzengruppen, die etwas höher und aufrechter wachsen, mit einer Beerengrösse im Bereich der europäischen roten Johannisbeeren und mit einer Reifezeit im Juni/Juli, also einen Monat vor den grossfrüchtigen schwarzen Sorten. In dieser frühreifenden und eher kleinfrüchtigen Gruppe haben wir auch die orangen Genotypen selektioniert. Diese waren aufgrund der rezessiven Eigenschaft der orangen Farbe nur ganz selten anzutreffen, insgesamt fanden wir nur 3 Pflanzen unter mehr als 5000 Sämlingen …
In der Züchtung und auf den Selektionsfeldern hatten wir nach der relativ langen juvenilen Phase der Sämlinge keine Probleme mit der Fruchtbarkeit (nicht oder zu spät fruchtende Genotypen wurden sowieso rausselektioniert) und auch die vor 5 Jahren durchgeführten Befruchtungstests zeigten eine durchgehend gute Selbstfruchtbarkeit der getesteten Sorten. Weil wir aber von Orangesse immer zu wenig Material hatten und die wenigen Pflanzen laufend für die Züchtung und für die Vorvermehrung gebraucht wurden, wurde Orangesse nicht getestet. Ganz unwissenschaftlich , aber menschlich verständlich, gingen wir davon aus, dass die Sorte wohl gleich funktionieren würde wie ihre grossen schwarzen Cousins. Wir lieben es ja, Abkürzungen zu gehen …
Tja, so kann man sich täuschen. Man kann sich auch ziemlich lange täuschen. Bis wir letztes Jahr den Fall einer Orangesse-Pflanze hatten, die zu Züchtungszwecken mit engmaschigen Insektenschutznetzen eingepackt worden war, aber dann doch nicht bestäubt wurde. Und siehe da, die Pflanze war mehr oder weniger leer, ohne Früchte. Die Selbstbefruchtung hatte also nicht funktioniert.
Wir wiederholten deshalb dieses Jahr systematisch die Selbstbefruchtungsversuche mit Vierbeeren, wobei wir noch im Knospenstadium einzelne Äste der Vierbeeren-Sorten mit insektensicherem Netz einpackten. Diese Versuche wurden nun ausgewertet und zeigen ganz klar, dass die grossfrüchtigen schwarzen Sorten selbstfruchtbar sind, die kleinerfrüchtige orange Sorte aber nicht oder nur sehr wenig.
Folglich empfehlen wir, Orangesse immer mit einer grossfrüchtigen schwarzen Sorte zusammen zu pflanzen. Neben dem spannenden Farbenspiel von Schwarz und Orange gewinnt man damit auch eine praktische Erntestaffelung. Die Ernte geht dann von Mitte/Ende Juni bis in den August hinein. Und so ganz nebenbei erzielt man damit auch den gewünschten Haupteffekt: die Orangesse-Pflanzen sind jedes Jahr übervoll mit leuchtend orangen Früchten. Als Befruchtersorten für die Vierbeere® Orangesse funktionieren alle drei grossfrüchtigen schwarzen Sorten, allerding ist mit Black Pearl die Überschneidung der Blütezeiten am grössten.