Als ich vor 10 Tagen von einem 2-wöchigen Abstecher zu unserer norddeutschen Baumschule nach Hause kann, stand ich morgens um 6:50 Uhr vor meinem grossen Kumquatbaum (Fortunella margerita, die Ovale Kumquat). In unserem Gartenshop können Sie Kumquats kaufen und sich direkt nach Hause liefern lassen.
Bild: Beim Herantreten an's Haus entdeckte ich die Kumquat-Bäumchen voller Früchte
Bild: Als ich näher heran ging sah ich zusätzlich die Blütenpracht der Kumquat-Bäumchen
...und traute meinen Augen kaum: Nicht nur hingen auch nach meiner Rückkehr noch immer ca. 70 Früchte dran (das reicht bei meiner Essgeschwindigkeit von 2-3 Früchten pro Arbeitstag gerade von Mitte August bis Ende September) - also nicht genug damit - der Kumquatbaum war zusätzlich auch über und über von duftenden Blüten bedeckt.
Bild: Kumquat-Bäumchen mit Früchten und Blüten
Ich hatte ja schon um meine nächstjährigen Vitaminbomben gefürchtet, die ich mir arbeitstäglich in den Mund schiebe, bevor ich ins Auto steige und zur Baumschule fahre. Zugegeben: Alternativ könnte ich die 800m in die Baumschule natürlich auch laufen, aber da kommt mir das Essen der Kumquat dann schon viel gesünder vor. Zurück zum Kumquatbaum: Wie könnte dieser Baum, der seit Mai und eigentlich seit der Blüte im letzten Hochsommer ca. 200 Früchte zur Reife gebracht hat, wie könnte der in der Lage sein, wieder Blüten zu machen? Musste man da nicht um die Ernte fürchten - vielleicht doch nächstes Jahr der Gesundheit zuliebe zu Fuss zur Baumschule laufen?
Der Kumquatbaum: Die Gleichzeitigkeit von Blüteninduktion, Blütenentwicklung und Fruchtentwicklung
Nun, als Apfelspezialist muss ich akzeptieren: Zitrus- und Kumquatbäume setzen zwar physiologische Gesetze nicht ausser Kraft, aber sie sind besser als unsere Obstarten der gemässigten Klimazonen darauf vorbereitet, beides zu machen: Einerseits unzählige Früchte zur Reife zu bringen und doch gleichzeitig auch Blüten für's nächste Jahr zu differenzieren und gleich auch an der Trieboberfläche zur Blüte zu bringen. Der Apfelbaum differenziert natürlich auch die Blütenknospen für das nachfolgende Jahr während der Reifezeit der aktuellen Früchte, also Juni bis September, aber er muss die Blüten nicht gleichzeitig auch noch ernähren und die werdenden Früchte mit genügend Energie für's Wachstum versorgen.
All dies schafft ganz offensichtlich mein schöner Kumquatbaum
Der Kumquatbaum braucht einen regelmässig warmen Sommer
Es gibt aber noch ein kleines Geheimnis, das seine Leistung zwar nicht erklärt, aber doch in einen Zusammenhang setzt: Kumquat sind - das hat schon der Erstbeschreiber Walter Swingle um 1900 bemerkt, ausserordentlich Klima-stabil. Das heisst, sie reagieren sehr lange nicht auf Klimaschwankungen, z.B. auf warme Temperaturen im Winter - bleiben in Winterruhe, auch wenn es mal 15°C ist und harren des wirklichen Frühlings. Das ist eine ausserordentlich wertvolle Eigenschaft, so dass Swingle und andere Züchter Fortunella häufig als Kreuzungspartner von winterharten Zitrus-Arten wie Poncirus trifoliata benutzt haben, um eben die absolute Winterhärte mit der Stabilität gegen Temperaturschwankungen zu kombinieren. Was nützt schon eine Winterhärte von bis zu -15°C, wenn die Pflanze bei +7°C aktiv zu wachsen beginnt...
Die Temperaturstabilität der Kumquat Pflanze
Diese Temperaturstabilität hat die Kumquat wahrscheinlich auch an die Calamondin vererbt (eine Kreuzung von Mandarine und Kumquat), die fast als einzige Zitrusart die Kultur indoor auch im Winter bei wenig Licht und warmen Temperaturen problemlos übersteht. Wahrscheinlich gibt’s aber auch eine Kehrseite (mindestens aus der Warte des nördlichen Zitrusgärtners): Ohne speziellen äusseren Impulse würde die Kumqaut zunächst mal gemütlich die alten Früchte zur Reife bringen und dann nach und nach zögerlich etwas blühen.
Der Kumquatbaum braucht zur konzentrierten Blüte den klaren und deutlichen Wärmeimpuls
Nur bei für unser Klima ausserordentlich hohen und regelmässigen Temperaturen (wie z.B. in meinem Garten in diesem Sommer) lässt sie sich dazu hinreissen, innerhalb von 2-3 Wochen alle differenzierten Blüten auszustülpen. Für den Start der Blüte letztlich gegen das eigene bequeme Interesse, jetzt erstmal gemütlich die reifenden Früchte zu entwickeln, braucht es offensichtlich diesen ausserordentlichen Wärmeimpuls. Natürlich wäre noch zu klären, welche Rolle das Licht spielt, und welche die Wärme selber; das kann ich als Hobbyphysiologe nicht genau bestimmen. Aber insgesamt entspricht meine Hypothese auch den Erfahrungen meines Kollegen Dominik Grosse Holtforth, der erst richtig mit seinem Kumquatbaum zufrieden ist, seit er ihn an den allerwärmsten Platz im Garten gestellt hat. Kürzlich berichtete uns ein Kunde, dass er in normalen, eben nicht ganz so warmen Sommern die Kumquatpflanzen im Juli/August ins warme Gewächshaus stellt und die Temperatur bei 27°C+ mehr führt - mit dem sicheren Resultat, dass die Pflanze urplötzlich zu blühen beginnt, als würde die Wärme die Blüten regelrecht aus ihrem Schlaf treiben!
Kumquatbaum: Die wichtigsten Tipps für eine regelmässige Blüte und hohe Erträge
Dieser Sommer ist also ein veritabler Kumquatsommer. Der Gerechtigkeit und des besseren Überblicks wegen versuche ich im Folgenden nochmals systematisch alle Faktoren aufzuzählen, die der Kumquat Pflanze helfen, auch in unserem Klima regelmässig zu fruchten!
1. Wärmeimpuls: Wir haben es schon erwähnt: Hohe und regelmässige, 2-4 Wochen andauernde Sommertemperaturen von 27°C und mehr.
2. Baumalter: Je älter der Baum ist, je grösser und voluminöser das Holz- und Wurzelgerüst (und damit die Reserven), desto besser kann er die Doppelbelastung von Fruchtreife und Blüteninduktion (im Inneren der Pflanze) sowie Blütenentwicklung samt nachfolgender Fruchtentwicklung aushalten. Es lohnt sich also, einen etwas grösseren Baum zu kaufen.
3. Düngerniveau: Von nichts kommt nichts. Natürlich sind Wärme und vor allem Sonneneinstrahlung entscheidende Energielieferanten, aber ohne Nährstoffe bleibt das Kraftwerk 'Baum' längerfristig stehen. Das Trieb-Wachstum, das entscheidend von den Nährstoffen und besonders vom Stickstoff angetrieben wird, schafft erst die Voraussetzung für den Fruchtertrag. Bei den Kumquatbäumchen lohnt es sich ganz sicher, jede Woche zusätzlich zur Grunddüngung mit Frutilizer Saisondünger Plus den Spezial-Zitrusdünger Frutilizer Instant Zitrus einzusetzen, der gut und einfach im Giesswasser aufgelöst werden kann. Mehr gibt mehr.
4. Mehr Wachstum - mehr Blüten: Das 'Mehr gibt mehr' funktioniert allerdings nicht direkt, sondern indirekt. Mehr Dünger ergibt nicht mehr Früchte. Würden wir es gar mit dem Düngen übertreiben, könnte das Resultat auch ins Gegenteil umkippen. Vernünftig mehr Dünger hilft aber dem vom Fruchtwachstum absorbierten Kumquatbaum, neue Seitentriebe und Äste zu bilden.
Bild: Frisches Ästchen mit Früchten und Blüten
Denn genau diese sind es, die im Sommer plötzlich zu blühen beginnen. Kumquat blüht nämlich nicht vor allem am alten Holz, sondern fast ausschliesslich am frischen diesjährig gewachsenen Ast und Ästchen...
5. Schnitt: Aus dem systembedingten Wachstum (notwendig für den Fruchtansatz) folgt die Notwendigkeit des Schneidens: Würde man nun das Kumquatbäumchen ungestört weiter wachsen und fruchten und wieder wachsen lassen, würde es trotz des eigentlich kompakten Wuchses bald zu gross und würde vor allem im unteren Kronenbereich und im Inneren verkahlen. Deshalb ist es wichtig, im Frühling, beim Auswintern auch den Kumquatbaum vorsichtig zu schneiden und zu verjüngen.
Bild: Hängendes zu schneidendes Holz am Kumquatbaum
Natürlich wird man dabei schwersten Herzens auf die eine oder andere Frucht verzichten müssen, aber nur so kann das Bäumchen kompakt bleiben. Ebenso können hängende Äste, die ob der Last der Früchte nicht stark genug geworden sind und nach unten hängen, auf Zapfen entfernt werden - in der Hoffnung, dass aus den schlafende Augen neue Seitentriebe entstehen, die das Kroneninnere ausfüllen.
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